Schreibimpulse

Wenn die Osterglocken läuten…

Blühende narzissen
Lassen Sie sich von Goethes Osterspaziergang inspirieren und schreiben Sie Ihr eigenes Ostergedicht!

Ostern als Fest der Freude, des Frühlings, des Neubeginns und der Auferstehung bietet vielfältige Impulse für einen eigenen Neubeginn und/oder fröhlich-verspielte Kreativität. Hier finden Sie einige Anregungen, die Sie entweder einzeln oder alle zusammen ausführen können, wenn Sie sich selbst eine kleine private Osterschreibwerkstatt gönnen wollen.

Aufwärmen mit dem Seriensprint

Ostereier in Pastellfarben

Beginnen Sie mit einer kleinen „Aufwärmübung“, einem Seriensprint:
Vervollständigen Sie schnell und in Serie den folgenden Satzbeginn so oft es sich in 5 Minuten ausgeht:

Zu Ostern…
Zu Ostern…
Zu Ostern…

(Alternativ: „Ostern ist für mich…“)

Vielleicht lassen sich hier schon einige Werte und Bedeutungen des Osterfestes für Sie ableiten?

Goethes „Osterspaziergang“

Nun nehmen wir Goethes Osterspaziergang als Ausgangspunkt, um ein eigenes Gedicht/einen eigenen Text entstehen zu lassen.
Lesen Sie den Text einmal in aller Ruhe und achten Sie dabei auf innere Bilder, die beim Lesen auftauchen.

Vor dem Tor („Osterspaziergang“)
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

(Johann Wolfgang von Goethe, Faust I)


Wenn Sie möchten, machen Sie einen kleinen Zwischenschritt und schreiben Sie Ihre Resonanz auf diesen Text nieder: 5-10 Minuten alles notieren, was Ihnen dazu in den Sinn kommt oder was an inneren Bildern aufgetaucht ist.

Dann lesen Sie Goethes Text noch einmal und schreiben sich 5 bis 10 Wörter/Formulierungen heraus, die Ihnen besonders gefallen oder die eine Resonanz in Ihnen erzeugen. Aus diesen gestalten Sie ein eigenes Gedicht bzw. einen kurzen Text.

Wenn Sie möchten, können Sie (danach!) hier den Text lesen, der bei mir entstanden ist.

Ein Oster-Elfchen/-Akrostichon

Wie wäre es zum Abschluss noch mit einem Oster-Elfchen oder Akrostichon? So etwas passt auch gut auf Ostergruß-Karten oder Geschenkanhänger. Oder schön gestaltet ins Osterkörbchen. 🙂

Zur Erinnerung: Ein Elfchen ist ein Gedicht aus 11 Worten in folgendem Schema: (mit einem Beispiel von mir)

  1. Zeile: 1 Wort
  2. Zeile: 2 Worte
  3. Zeile: 3 Worte
  4. Zeile: 4 Worte
  5. Zeile: 1 Wort

Ostern
im Herzen:
Lebendigkeit und Freude
von innen heraus blühen.
Auferstehung!

Auch ein Akrostichon eignet sich gut als Verdichtung. Hierfür schreiben Sie die Buchstaben eines Wortes untereinander und jeweils ein oder mehrere Worte daneben. In dem Fall empfiehlt sich das Wort „OSTERN“, Sie können natürlich auch „Auferstehung“, „Frühling“ oder jedes andere Wort als Ausgangswort verwenden.
(PS: Wenn daraus ein zusammenhängender Text wird, wird die Form „Akrostichon“ genannt, wenn nur einzelne Wörter daneben geschrieben werden, ist es ein „Kryptichon“. Nur für diejenigen, die es gerne genau haben. ;-))

Foto von Ostereiern im Nest und Anleitung zu einem Akrostichon mit dem Wort OSTERN

Viel Freude beim österlichen Schreiben und gesegnete Ostertage
wünscht Ihnen von Herzen
Ihre
Alexandra Peischer

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